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Man nehme: Liebe, Brot und Tatendrang

Marke: Fabrique Markenmacher: Charlotta und David Zetterström

Marke: Fabrique

Markenmacher: Charlotta und David Zetterström

Als das junge Ehepaar seine erste eigene Bäckerei eröffnete, profitierte es von einer grossen Sauerteig-Begeisterungswelle, die 2008 ganz Schweden überrollte. Nur sechs Jahre später besitzt das Paar elf Filialen in Stockholm und seit 2013 sogar eine im Londoner Szene-Bezirk Shoreditch.

Sie muten ein bisschen an wie ein zum Leben erwecktes Bild aus der Getty Images Datenbank, Rubrik «Perfekte Familie».

Mann: gross, schlank, sympathisches Lachen. Frau: attraktiv, strahlende Augen, stilvolle Erscheinung. Dazu zwei Kinder mit Kulleraugen, Schokokrumen in den Patschhändchen und Mehl um den Mund: Meet the Zetterströms. Die Umrisse für dieses Bild wurden schon vor 16 Jahren skizziert. Damals lernten sich David und Charlotta kennen, als er als Bäcker aushalf und sie im Laden derselben Bäckerei arbeitete. Beide studierten nebenher, sie verliebten sich und wurden ein Paar.

«Schon damals träumten wir davon, eines Tages zusammen eine eigene Bäckerei zu führen», erzählt Charlotta. «Unsere Idee war es, einen Laden zu haben, wo die Tradition des Selbstgemachten wieder aufleben könnte, aber in einem modernen Umfeld», sagt David.

Wir wollen eine Nachbarsbäckerei sein. Eine, in der man sich so wohlfühlt, dass man wenn nötig auch frühmorgens im Pijama vorbeikommt.

Was ihre Bäckereien auszeichnet, ist nicht nur die Mischung aus rustikalem Charme und einer nicht zu unterschätzenden Prise Hipness, sondern vor allem auch das traditionelle Brot auf Sauerteig-Basis.

Dieses hat seinen Ursprung im alten Ägypten und wurde spätestens mit der Industrialisierung von der kommerziellen Brotproduktion in vielen Ländern vollends vertrieben. Wie in ganz Europa und auch in Teilen der USA erlebte diese Art der zeitaufwendigen Brotkunst auch in Schweden kürzlich eine Renaissance. Diese ging in Skandinavien soweit, dass sich vor einigen Jahren in Stockholm ein Hotel für Sauerteig etablierte. Im hippen Södermalm Bezirk verlangt das Hotel angeblich um die 30 Euro für eine Woche Teig-Aufsicht. Um eigenen Sauerteig herzustellen, braucht es nebst den Zutaten vor allem Gärzeit und Pflege. Und um genau diese kümmern sich die Angestellten des Sauerteig-Hotels. Regelmässig wird den dort untergebrachten Teig-Einheiten Mehl und Wasser zugefügt, damit eine Bakterien-Kultur entsteht, die wie Hefe wirkt und dem Brot seinen würzigen Geschmack verleiht. Immer wieder kann ein kleiner Teil des Teiges dazu verwendet werden, einen frischen Teig für einen neuen Laib Brot mit demselben Aroma herzustellen. Ob dies nun eine gelungene PR-Aktion für die dort am Hotel angehängte Bäckerei ist oder tatsächlich ein Nischenhotel mit Zukunft, sei an dieser Stelle dahingestellt.

Sicher ist: «In Skandinavien ist die ganze Entwicklung des Selbermachens auch den nicht berufstätigen Vätern zu verdanken», weiss David. «Man will seinen Kindern nichts geben, was man nicht kennt. Also macht der Mann es lieber selber.»

Fünfer und Weggli

Nicht arbeiten ist bei den Zetterströms jedoch nicht das Thema. «Wir haben hier gute Babysittermöglichkeiten», sagt Charlotta. «Nur heute nicht, da ist unser freier Tag», schmunzelt David und wischt seinem Sohn den Eistee aus dem Gesicht. Wie man sich nach 16 Jahren Beziehung, zwei Kindern und elf gemeinsamen Bäckerfilialen noch verliebte Blicke zuwerfen kann, wissen sie auch deshalb, weil sie nicht immer alles richtig gemacht haben, wie Charlotta erzählt. «Wir haben alles Schritt für Schritt gelernt. Eins nach dem andern.» Und David meint: «Sicher nicht, ohne unterwegs auch mal Fehler zu machen.»

Das Wichtigste bei allem ist, dass wir uns nie gegenseitig bevormunden. Wir besprechen alles und wir geben uns Freiraum.

«Unsere Zusammenarbeit bringt auch wunderbare Aspekte mit sich. Wenn wir beide am späteren Nachmittag daheim etwas zusammen essen und uns erzählen können, was bei jedem so los war, ist das schön», findet David. «Es ist einfach wichtig, dass der inspirierende Aspekt unserer Arbeit nie zu kurz kommt.

Und es ist nötig, dass jeder für sich seinen eigenen Weg verfolgt», sagt Charlotta. Um dies zu gewährleisten, hat sie sich in einer Art Open Space Office einen Schreibtisch gemietet, sie und David teilen sich kein Büro.

«Andere Leute zu sehen ist enorm wichtig. Ansonsten bleibt man stehen. Das wollen wir nicht.» Auf Trab hält sie auch das Familienleben. David räumt jedoch ein: «Kinder und Arbeit zu kombinieren ist gar nicht so schwer.» Er findet, Unternehmer zu sein und eine Familie zu haben, weise viele Gemeinsamkeiten auf: «Wenn du Kinder hast, spielt es keine Rolle, ob sie in der Schule oder woanders sind, bei dir oder nicht, du hast sie immer im Hinterkopf und bist in Gedanken bei ihnen. Wenn man das nicht sogar schätzen kann, muss man es einfach akzeptieren. Und mit einer Firma ist es genau dasselbe, sie ist immer da.» Und Charlotta meint: «Man braucht auch gar nicht so zu tun, als würde man in den Ferien nicht daran denken. Aber das muss ja nicht der Grund sein, warum man dann keine Ferien mehr macht. Kinder wie Arbeit sind einfach ein Teil unseres Lebens, den wir nicht missen möchten. Und es funktioniert sehr gut.»

Klar reden wir manchmal vor dem Schlafengehen noch über das Geschäft. Und auch wenn wir nicht jede Nacht so verbringen wollen, so finden wir das beide nichts Schlechtes, denn es ist das Leben, das wir gemeinsam führen wollen.

Inzwischen haben die Zetterströms mehr als 50 Angestellte. Und mit ihren Plänen fertig sind sie noch lange nicht. David erklärt: «Ich denke wir haben sicherlich die Möglichkeit, uns noch weiter zu entwickeln. Wir hatten nur gerade einfach noch keine Zeit. Wir sind trotz allem eine kleine Firma. Also wir beide, wir sind eigentlich diese Firma.»

  • Bilder: Kristofer Hedlund
  • Text: Olivia El Sayed
  • Übersetzung: Tessa Pfenninger
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