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Marke: Hästens Markenmacher: Jan Ryde
Marke: Hästens
Markenmacher: Jan Ryde
Jan Ryde produziert im Familienunternehmen Hästens handgemachte Betten, die als die besten der Welt gelten. Seine Mission: mit gutem Schlaf das Leben der Menschen verbessern. Jan Ryde hat die älteste Matratzenmanufaktur Schwedens an die Spitze gebracht – und zwar aus Liebe.
Jan Ryde strahlt eine ansteckende Tiefenentspannung aus.
Wenn der grosse, freundliche Mann, der optisch ein wenig an Boris Johnson erinnert, mit sanfter und heller Stimme spricht, sinken Lautstärke und Hektik im Raum spürbar. Automatisch wird man selbst ruhiger und freundlicher. Und man lacht viel, denn Ryde lacht eigentlich die ganze Zeit. Dass dieser Mann gut schläft, glaubt man sofort. Und dass es ihm mit seiner Mission sehr ernst ist: «Ich möchte die Welt und das Leben der Menschen verbessern, indem ich sie besser schlafen lasse.»
In der fünften Generation führt Ryde, inzwischen als Executive Chairman of the Board, das schwedische Familienunternehmen Hästens. 1852 von seinem Ururgrossvater als Sattlerei in Köping gegründet, produziert Hästens heute mit 80 Mitarbeitenden in traditioneller Handarbeit aus besten Naturmaterialien Premiumbetten – aktuell ca. 16'000 im Jahr. Sie gelten als die besten der Welt. Ihr Name geniesst in Schweden eine Bekanntheit von 80 Prozent; mehr Schweden denken bei dem unverkennbaren blau-weiss-karierten Bettenüberzug an Hästens als bei der Farbkombination Blau-Gelb an ihr eigenes Land.
Das schönste Mädchen, das ich je gesehen hatte.
Dass er einmal in den Familienbetrieb einsteigen würde, war für Jan Ryde nicht immer klar. «Als Kind hörte ich am Küchentisch viele besorgte Gespräche meiner Eltern. Es waren schwierige Zeiten. Wir sind nie in die Ferien gefahren, ausser zur Mailänder Möbelmesse.»
Er ging studieren und arbeitete als Dozent für Wissenschaft und Technik, «ich habe es geliebt, Lehrer zu sein.» Aber das Schicksal wollte es anders: 25-jährig erblickte er bei einem Besuch in der Fabrik «das schönste Mädchen, das ich je gesehen hatte, ich wusste gar nicht, dass solche Wesen existieren.» Wild entschlossen, sie zu erobern, zog er zurück nach Köping. Es dauerte neun Monate, Anne-Lies Herz zu gewinnen – Fitnesstraining und Tanzstunden inklusive. Der älteste ihrer vier Söhne arbeitet heute als sechste Generation im Hästens-Marketing. Obwohl die Ehe 2004 nach 16 Jahren geschieden wurde, redet Ryde noch immer von Anne-Lie als der «Liebe meines Lebens.»
Wenn das Produkt wirklich gut ist, verkauft es sich der Kunde selbst.
Zu ihrer Eroberung gehörte für ihn auch beruflicher Erfolg und eine sichere Zukunft, also nahm er das Familienerbe in die Hand. «Alle sagten mir, unsere Betten seien unverkäuflich, sie seien einfach zu teuer. Aber ich wusste, dass wir das beste Produkt auf dem Markt hatten. Ich glaube fest daran: Wenn ein Produkt wirklich gut ist, muss man es dem Kunden nicht verkaufen. Er verkauft es sich selbst.» Um die Verkäufer zu überzeugen, liess er sie testschlafen, denn «jeder, der in einem Hästens-Bett geschlafen hat, sagt: ‹Ich brauche eins.›» Nach zwei Jahren verkaufte Hästens fünfmal so viele Betten wie die Konkurrenz. Bis heute ist der Umsatz um 4'000 Prozent gestiegen – Tendenz kontinuierlich steigend.
In der hellen Fabrikhalle in Köping, in der Jan damals Anne-Lie erblickte, ist es bei aller Geschäftigkeit überraschend ruhig. Auch dieser Ort strahlt eine ansteckend entspannte, familiäre Atmosphäre aus, man begrüsst sich mit Namen und Handschlag. Konzentriert wird Schicht um Schicht Rosshaar auf Wollmatten verteilt und mit geschickten Handbewegungen verwoben, werden von Hand Matratzen gestopft, Taschenfedern verknüpft und Stoffe vernäht. «Natürlich könnten wir die Leute anhalten, schneller und produktiver zu arbeiten. Aber das wollen wir nicht. Sie sollen sich die Zeit nehmen, ihr Bestes zu geben und das bestmögliche Produkt herzustellen.»
Wer gut schläft, lebt bis zu 20 Jahre länger.
Das Geheimnis der Betten liegt in ihrer komplexen Konstruktion: Statt einer Kombination aus Lattenrost und Matratze ist ein Hästens-Bett ein so genanntes Boxspringbett. Das heisst: eine Gesamtkonstruktion aus einem Kiefernholz-Federkasten für die grobe Stossdämpfung und einer handgenähten Matratze, in der neben geschichtetem Rosshaar, Leinen, Wolle und Baumwolle ein ausgeklügeltes Taschenfederkern-System steckt. Der Körper liegt optimal gestützt bei idealem Schlafklima: Das Rosshaar, das sich anfühlt wie ultrafeiner Draht, lässt Wärme zirkulieren und Feuchtigkeit sofort verdunsten. «Standard-Matratzen mit Latex und Gummi heizen den Körper auf, der Metabolismus kann nicht herunterfahren, man dreht sich ständig hin und her und kommt nicht zur Ruhe», erklärt Ryde.
In Hästens-Betten schlafen neben der schwedischen Königsfamilie auch Spitzensportler, Politiker, Schauspieler und andere Vielreisende. «Sie wissen genau, wie wichtig Schlaf für ihre Leistungsfähigkeit ist», sagt Ryde. Ihm ist klar, dass seine Betten für Normalverdienende eine beeindruckende Investition darstellen: Während die Basisversion bei ca. 10'000 Euro startet, zahlt man für das Premiummodell Vividus um die 120'000 Euro. Er ist zutiefst überzeugt, dass sich diese Investition lohnt: «Wer gut schläft, lebt wissenschaftlich erwiesen bis zu zwanzig Jahre länger, ist entspannter, sieht besser aus und altert langsamer. Warum geben die Leute ohne grosses Überlegen so viel Geld für ein Auto aus, aber nicht für etwas so Elementares wie ihren Schlaf?»
Vielen Dank, Sie haben mein Leben ruiniert.
Auch wenn er das beste Bett der Welt macht, ist Jan Ryde noch lange nicht zufrieden. Konstant tüftelt er mit seinem Team an Weiterentwicklungen, am noch perfekteren Bett. «Das ist typisch schwedisch, wir können nie aufhören, alles noch besser zu machen.» Habe denn wirklich niemand in all den Jahren etwas zu reklamieren gehabt? Doch, lacht er verschmitzt. Eine Kundin habe zu ihm gesagt: «Vielen Dank, Herr Ryde, Sie haben mein Leben ruiniert. Ich kann nie wieder in einem anderen Bett schlafen.»