Zappala
Marke: Pedrazzini Boote Markenmacher: Claudio Pedrazzini
Marke: Pedrazzini Boote
Markenmacher: Claudio Pedrazzini
Der Grossvater Augusto Pedrazzini gründete vor mehr als 100 Jahren die Firma mit den schnittigen, zusehends exklusiveren und längst international begehrten Holzbooten. 1928 gewann der Einwanderer die 1. Zürcher Outboard-Regatta. Zwei nachfolgende Generationen brausten in seinem Kielwasser über den Zürichsee, und auch der Urenkel sieht die Zukunft konsequent als Bootsbauer.
Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt, so bedeutet das nicht, dass andernorts nur graue Tristesse herrscht. Die Sonne scheint zum Glück auch auf weniger besungene Gewässer. Und wenn dann auch noch ein Mahagoni-verkleidetes Boot seine Kurven durch die Bläue zieht, reckt selbst der stolze Schwan seinen Hals.
Aus dem Dorf Bäch in die grosse Welt
Wer über einiges an Vermögen verfügt – die Preise erreichen je nach Modell bis 650'000 Franken – und mit den andern nicht im selben Boot sitzen möchte, der ist bei der Yacht- und Bootswerft Pedrazzini im Schwyzer Dorf Bäch an der richtigen Adresse. Allein schon die Lage am oberen Zürichsee kommt einer malerischen Unique Selling Proposition gleich.
Bäch war einmal überregional bekannt für einen mittlerweile fast ausgestorbenen Brauch, die Bächer Fastnacht. Während sich für das närrische Treiben von anno dazumal kaum noch Auswärtige interessieren, brauchen die schwimmenden Schmuckstücke aus der Werft niemals lange im Showroom auf ihre neuen Besitzer zu warten.
Das Chefbüro des aktuellen Patrons Claudio Pedrazzini ist klein, aber fein. Neben dem mit Intarsien geschmückten Mahagonitisch liegen einige Design-Magazine sowie ein Schinken mit Gadgets: «Toys for Boys» (Verlag teNeues).
Ein erster leiser Verdacht drängt sich auf: Bootssport ist vorwiegend Männersache. Immerhin heisst die vielleicht berühmteste Privatyacht der Welt «Christina O». An Bord des legendären Schiffes parlierten einst Winston Churchill, John F. Kennedy, Eva Perón und Maria Callas und anlässlich der Hochzeitsfeierlichkeiten von Grace Kelly und Rainier III. floss Champagner in Strömen.
Den Unterschied zwischen einem Boot und einer Yacht macht die Grösse. Was unter 12 Meter misst, ist ein Boot, darüber ist es eine Yacht.
Glamour en miniature
Allein die Grösse eines Schiffs ist es also nicht, die das Glück an Deck verantwortet. Die Schicksale von Christina Onassis, John F. Kennedy, Grace Kelly oder der Diva assoluta Maria Callas sprechen eine deutliche Sprache. Es sind denn auch insbesondere Pedrazzinis kleine Sportboote, sogenannte Runabouts, die von der Kundschaft im In- und Ausland hoch geschätzt werden. Es sind vor allem Persönlichkeiten aus Wirtschaftskreisen, die den wassersportiven Glamour en miniature suchen. Von Runabouts spricht man ebenfalls bei Autos, vor allem bei Vintage-Vehikeln. The Brander will wissen ob es auch bei Sportbooten einen Oldtimermarkt gibt:
Nach der Preisliste von 1965 kam ein Boot auf 30'000 bis 50'000 Franken zu stehen. Wir haben eben eins überholt, das nun in den Verkauf gelangt, und rechnen, dass es um die 100'000 Franken bringt.
Vom Lago di Como an den Zürichsee
Pedrazzinis Erfolgsgeschichte ist keine maritime, sondern eine, die ihren Anfang im Binnenland nahm. Anno 1906 wanderte der Grossvater Augusto Pedrazzini vom Lago di Como her in die Schweiz ein. In einer hiesigen Werft fand er eine Stelle. 1914 machte er sich in Wollishofen selbständig, anfangs mit dem Bau von Fischer- und Ruderbooten, später folgten Segeljollen und Motoryachten. 1929 kam er nach Bäch und baute das Haus und die Werft. Augusto und sein ältester Sohn Ferruccio waren noch Italiener. Augustos Enkel, der heutige Chef, liess sich mit siebzehn als Schweizer einbürgern. Wie schon sein Vater, bei dem er in die vierjährige Lehre ging, hat Claudio Pedrazzini den Beruf des Bootsbauers erlernt. Ganz ausgelernt wird on the job. Gewisse Fertigkeiten wie etwa das Verarbeiten von Messingbeschlägen eignet man sich später an.
In der Schweiz gibt es zwei Schulen für Bootsbauer, eine in Luzern für die Deutschschweiz und in Lausanne für das Welschland. In der deutschen Schweiz fangen jährlich etwa fünfzehn neue Lehrlinge an.
Auf dem Holzweg
Beim Bootsdesign ist Pedrazzini seit Jahrzehnten strikt auf dem Holzweg – eine tragende Rolle spielt nämlich edles Mahagoni, nur eine Nebenrolle spielt Teak. In den Werkstatträumen der Werft ist Holz in verschiedenen Entstehungsstadien omnipräsent. Ein aufgebockter Schiffsrumpf, sich stapelnde Planken, grosse und kleinere Holzteile, deren Verwendungszweck sich dem unkundigen Betrachter entzieht, befinden sich in Gesellschaft mächtiger Schrauben aus Stahl. Doch hat alles seine Ordnung, die Männer arbeiten mit Ruhe und Bedacht. In der Ruhe liegt die Kraft.
Mahagoni wächst gerade und in grossen Baumstämmen, es ist nicht zu hart, nicht zu weich, überdies lässt es sich hervorragend von Hand verarbeiten. Und farblich ist ist es wohl am allerschönsten. Ausserdem lässt es sich leicht lackieren. Wenn ein Teakholz lackiert werden soll, ist es schwieriger, weil Teak ölhaltig ist. Durch die Jahrzehnte hat Pedrazzini mit Mahagoni die besten Erfahrungen gemacht.
Die Frage nach dem Herzstück eines Motors beantwortet Claudio Pedrazzini, indem er den Vergleich mit dem Käufer eines Rennwagens wagt:
Der eine kauft einen Maserati und interessiert sich nicht für den Motor, ein anderer, weil er ihn für den Stärksten hält und den Motorsound liebt. Unser Kunde will, dass die Technik funktioniert.
Sei’s drum, Claudio Pedrazzinis Herz schlägt in erster Linie fürs Wasser, salzig oder süss, und nicht für den Asphalt. Liebhaber schöner Boote sind ihm dafür dankbar.