Swiss Miss
Marke: Saskia Diez Markenmacher: Saskia Diez
Marke: Saskia Diez
Markenmacher: Saskia Diez
Schon als Kind liebte Saskia Diez Schmuck, tragen wollte sie ihn aber lange nicht. Teure Brillanten waren nie ihr Ding. Erst als sie begann, ihren eigenen Schmuck zu entwerfen und ihre Nische fand, änderte sich das. Heute ist Saskia Diez eine leidenschaftliche Schmuckträgerin und ihre Kreationen auf der ganzen Welt bekannt.
Es war seit jeher ein Traum von Saskia Diez, einen Schmuckladen zu eröffnen für all die feinen Dinge, die sie schon als kleines Mädchen erfand und von Hand bastelte. Spult man 30 Jahre in die Zukunft in die Geyerstraße 20 ins Münchner Glockenbachviertel, dann sieht man, wie dieser Mädchentraum für Erwachsene aussieht: klares Design, kein Schnickschnack. An den Wänden elegante Hände und Ohren aus weiß-gestrichenem Holz, an denen die Kreationen der heute 38-jährigen Designerin hängen. Darunter eine schlichte Holzvitrine mit vielen langen Fächern, die sich über zwei Längen des kleinen Raums zieht. Darin Ketten, Ringe, Armreifen aus Gold, Silber, Holz, Leder. «Wenn man sich meinen Weg von heute aus ansieht, dann sieht der ziemlich klar aus», sagt Saskia Diez. Doch in Wirklichkeit wusste sie lange nicht, was aus ihr werden sollte.
Ein Kollier für 30.000 Euro entspricht nicht meinem Typ. Das bin ich einfach nicht.
In der Schule war sie so gut, dass ein Handwerk zu erlernen statt zu studieren keine Option schien. Der Traum vom Schmuckladen verblasste. Nach dem Abitur ging sie nach Paris, wollte dort leben. Nur konkrete Pläne hatte sie keine. «Aber Dinge ergeben sich dann oft auch genau so, wie sie sollen.» Ihre Mutter wollte wieder heiraten und erinnerte sich an die Leidenschaft der Tochter, Schmuck zu kreieren. Gemeinsam mit einem Studenten der Kunstakademie gestaltete Saskia Diez die Ringe für die Trauung ihrer Mutter und fand ihre Leidenschaft wieder. «Es hat so viel Spaß gemacht, ich wollte unbedingt auf die Akademie», erinnert sie sich. Doch Voraussetzung dafür war ein Praktikum in einer Goldschmiede. Saskia Diez fand einen alt-eingesessenen Betrieb in München und war so begeistert, dass sie blieb und ihre Lehre dort absolvierte. «Ich habe mich dort verortet gefühlt, ich bin jeden Tag glücklich nach Hause gegangen.» Sie lernte dort alles über das Handwerk und die Materialien und ging darin völlig auf. Doch am Ende der Ausbildung war ihr auch klar, dass sie so nicht arbeiten würde und konnte. «Die Sachen, die ich dort gemacht habe, mit denen kann ich nichts anfangen», sagt die Designerin. «Ein Kollier für 30.000 Euro entspricht nicht meinem Typ. Das bin ich einfach nicht.» Bis dahin hatte die angehende Schmuckdesignerin auch selber nie Schmuck getragen. Durch einen Zufall kam Saskia Diez zum Industrie Design, ging an die Fachhochschule und arbeitete neben dem Studium bei verschiedenen Firmen, unter anderem bei Christian Haas und Rosenthal, wo sie auch den Industriedesigner und ihren späteren Ehemann Stefan Diez kennenlernte. Die Idee, ihren eigenen Schmuck zu kreieren, kam durch eine glückliche Fügung. Saskia Diez nahm an einem Design-Wettbewerb der Schule teil, der unter dem Motto «Frauen und Sport» stand. Sie entwarf Gewichtsarmbänder, die aussahen wie Schmuck. Der erste Prototyp war aus einer Zinn-Legierung und ging auf eine Wanderausstellung. Später ließ sie die Armbänder in Bronze nachgießen. Stefan Diez war zu dieser Zeit auf einer Möbelmesse eingeladen, sein perfektes Haus auszustellen. Dort gab es ein Badezimmer mit einem Waschbecken, auf dem er die Armbänder drapierte. Zwei große Käufer aus New York und Tokio wurden auf die Armbänder aufmerksam und wollten genau solche für ihre Läden haben. «Da habe ich gedacht, okay, die produziere ich jetzt», sagt Saskia Diez. Ihr Label war geboren. Ohne Business-Plan hatte sie ihre Nische gefunden.
Es gibt Stücke aus meinen Kollektionen, die trage ich täglich. Ohne sie fühle ich mich etwas nackt.
Trug sie vorher nie Schmuck, so geht sie heute ohne nicht mehr aus dem Haus. «Es gibt Stücke aus meinen Kollektionen, die trage ich täglich. Ohne fühle ich mich etwas nackt», sagt sie und lacht, wobei ihre großen blauen Augen mit den goldenen Sternen an ihren Ohren um die Wette funkeln. Diese sowie die Ohrklammern aus Gold zum Beispiel. «Die sind fast schon angewachsen», sagt Saskia Diez. Das sind Lieblingsstücke, aber natürlich kommen mit jeder neuen Kollektion neue dazu. An diesem Tag im Atelier ihres Mannes trägt sie an jedem Arm ein breites Silberarmband aus der ‚Grand’ Kollektion, die gerade vorgestellt wird, sowie ein ‚Black Lace Cape’ aus schwarzen Holzperlen über ihrer Jeansbluse. Im großräumigen Atelier von Stefan Diez, im Hinterhaus der Geyerstraße 20, einmal über den Hof, entstehen viele ihrer Ideen. Hier im Hinterhaus herrscht das kreative Chaos. Überall stehen Stühle herum, in allen Formen und Farben, und in einer Ecke steht eine alte Werkbank – das kleine Reich von Saskia Diez. An der Wand hängen die Prototypen für eine neue Kollektion. Eigentlich unterscheidet sich der Anfang des kreativen Prozesses bei Saskia Diez nicht sehr von dem, was sie schon als Kind machte. Sie bastelt. Die denkt sich Formen aus, zeichnet vielleicht, und dann entstehen ihre Prototypen aus Knete, Papier und Plastikperlen. Auch während wir im zweiten Stock des Ateliers reden und Tee trinken, knetet sie. Fast meditativ scheint diese Tätigkeit für sie zu sein. Sie wählt ihre Worte mit Bedacht, ebenso wie sie mit Bedacht die Knete formt. Zuerst zu einer Kugel, bis am Ende des Gesprächs ein Armreif entstanden ist, den sie behutsam in die Hand nimmt, anlegt, betrachtet. «Es sind oft nur kleine Hinweise, die mich auf eine Idee bringen», sagt Saskia Diez. Hinweise, die überall her kommen können. Von einem Verschluss an einem Hemd aus Marokko zum Beispiel, das ihr Vater seiner Enkeltochter mitbrachte und dessen kleine Kugeln sie auf die Idee für eine Kollektion mit Namen ‚Boule’ brachte. Auch hier dienen die Kugeln in Form von Perlen als Verschluss, sind aber natürlich gleichzeitig auch Herz und Hingucker der Stücke. Überhaupt sind die Kreationen von Saskia Diez außergewöhnlich. Ebenso die Art, wie sie herstellt. Denn anders als andere Schmuckdesigner stellt Saskia Diez ihre Stücke nicht selber her. Sie kreiert die Prototypen für die zwei Kollektionen im Jahr, macht Skizzen und lässt 3D-Entwürfe machen, die dann designt werden. «Ich selber produziere gar nicht», sagt Saskia Diez. Ihre Stücke werden alle in Serie angefertigt, Unikate gibt es selten. Die schlichten Ketten, Ringe, Ohrringe und Armreifen werden von freien Goldschmieden und ein paar großen Schmuckmanufakturen hergestellt. Ihre Kundinnen scheinen genau diese Einfachheit gemischt mit einer Spur Extravaganz zu lieben. Sie bekomme von ihren Kundinnen oft die Rückmeldung, dass diese mit Schmuck nie etwas anfangen konnten, bis sie durch ihre Designs einen neuen Zugang gefunden hätten. Eine Nische. «Ich arbeite einfach an Dingen die mich interessieren, an meiner eigenen Sprache», erzählt sie. Erst nachdem Saskia Diez mit der Designerin Ayzit Bostan nach Paris ging, um dort ihre Kreationen im Modekontext der Pariser Fashionweek zu zeigen, wurde sie auch in Deutschland verkauft. Seither ist sie jedes Jahr auf der Fashion Week. Ihr Schmuck wird in der ganzen Welt verkauft, in Europa, Australien, USA, Kanada, Japan, China und Hongkong. Seit 2009 gibt es den Laden im Glockenbachviertel und den Online-Shop.
Natürlich ist auch ein Duft ein Schmuck, nur kann man ihn nicht sehen.
Einen Traum erfüllte sie sich im Winter 2013, als sie gemeinsam mit dem Parfumeur Geza Schön ihren eigenen Duft kreierte. Gold und Silber heißen die Düfte. «Duft war für mich eine logische Konsequenz», sagt Saskia Diez. «Natürlich ist Duft auch ein Schmuck, nur kann man ihn nicht sehen. Ein Hauch auf der Haut.» Für ihre Marke ist Saskia Diez viel unterwegs in der Welt. Die Reisen, sagt die Mutter von drei Kindern, gäben ihr Zeit, kreativ zu werden. «Ich arbeite oft am besten auf Reisen, das öffnet den Kopf», sagt Saskia Diez. Nicht nur für neue Kollektionen, sondern auch für neue Träume. Darüber reden will sie lieber nicht. «Ich bin etwas abergläubisch», sagt sie und knetet die türkisfarbene Knete in ihren Händen. «Ich denke oft man sollte nicht zu viel wollen. Die Dinge ergeben sich.» Bisher hat das gut geklappt.