Kenneth Cobonpue
Marke: Alex Monroe Markenmacher: Alex Monroe
Marke: Alex Monroe
Markenmacher: Alex Monroe
Sein Name ist seine Marke. Und diese wird von Hunderten von Händlern und Shops weltweit vertrieben, ziert in regelmäßigen Abständen die Covers von «Harper’s Bazaar» und «Vogue» und zählt Frauen wie Sienna Miller, Emma Watson oder Carey Mulligan zu ihren bekennenden Fans. Trotzdem – oder gerade deshalb – muss man ungeachtet der knapp zwanzig Millionen Google-Einträge zu seinem Namen relativ lange suchen, bis man über den Menschen Alex Monroe etwas Persönliches findet.
Seine Karriere ist beeindruckend. Seit nunmehr 25 Jahren geht Alex Monroe unentwegt dem Beruf des Schmuckdesigners nach. Er begann mit nichts und heute wird sein Schmuck auf der ganzen Welt verkauft und fehlt bei keiner wichtigen Fashion Show.Das Geschäft läuft sogar noch besser, seit man den Schmuck auch online bekommen kann. Und was ihn besonders macht:
Alles wird nach wie vor in England handgefertigt. «Anfangs machte ich sogar alles selbst», erinnert sich Alex und streicht sich über den ungeliebten Schnurrbart, den er sich nur für «Movember» und den damit verbundenen guten Zweck hat stehen lassen, wie er in einem Nebensatz hastig erklärt. «Heute fertige ich einfach jeweils das Original», fährt er fort. Denn außer der Fertigung gibt es auch noch den Verkauf und die Logistik, um die es sich zu kümmern gilt.
Das ginge alles auch anders, aber Alex ist ein Mann mit Prinzipien: «Klar, ich könnte auch in China produzieren, das ist billig und die Leute leisten hervorragende Arbeit», sagt er. «Aber wenn eine Bestellung mal raus ist, kann man daran nicht mehr viel ändern.»
Wenn etwas kaputt geht oder geändert werden soll, kann man es direkt bei uns reparieren lassen. Wir wissen ja, wie das geht, wir haben es schließlich gemacht.
Deshalb zieht Monroe es vor, alles vor Ort zu produzieren. Zusätzlich zu seinem Atelier unweit der London Bridge gibt es in Kensington eine weitere Werkstatt, wo ungefähr zehn Mitarbeitende dem delikaten Handwerk nachgehen.
«Handmade in United Kingdom ist schon etwas Spezielles», fügt er an. «Es birgt den Vorteil, dass Kunden, inklusive der Männer, die einen Tag vor ihrem Hochzeitstag panisch und schweißgebadet vor unserem Laden stehen, direkt bei uns vorbeikommen können und wir die Möglichkeit haben, vor Ort auf ihre Wünsche einzugehen.
Alex Monroes Kollektionen sind dafür bekannt, von der Natur inspiriert zu sein. Mal ist es eine Biene, die ihm in seinem Cottage auf dem Land über den Weg summt, mal eine Feder oder aber das Fahrrad seiner kleinen Tochter, das ihn zu einer Kreation animiert.
«Es gibt keinen Ort in der Ferne, der mich besonders inspiriert für meine Arbeit», verrät Alex.«Ich käme nie auf die Idee, eine ägyptische Kollektion zu machen und dafür nach Kairo zu reisen. Ich reise nicht besonders gern. Flughäfen, Hotels und das Schlimmste: Air Condition. Hätte ich eine Woche frei, ich ginge lieber mit meiner Familie aufs Land. Es ist britisch, was ich tue, inspiriert von der Natur und der Landschaft hier, von Pflanzen und Blumen.» Bei aller Verspieltheit und Liebe zum Detail, die sein Schmuck aufweist, scheinen Alex’ Gedanken dahinter meist eher rationaler Natur.
Die Weiterentwicklung seiner Kollektionen beruht auf einer genauen Analyse des Vergangenen. «Ich schaue mir meine bisherigen Kollektionen an und überlege, was ich noch optimieren könnte», sagt er. Vorbilder aus seiner Branche hat er keine. «Ich respektiere alle, die versuchen, damit ihr Geld zu verdienen, aber wirklich inspirierend finde ich wenige mit großem Namen.»
Bevor ihm einer einfalle, glaube er eher, dass er auf der Suche nach Inspiration an einer Ausstellung von Studienabgängern fündig würde. «Sobald jemand mit einer Marke rauskommt, verwässert immer alles ein bisschen. Das ist vermutlich normal», sinniert er. «Aber ich finde es deshalb schwierig zu sagen, zu wem ich aufschaue. Ich lebe halt auch einfach ein wenig in meiner kleinen Welt und mache da meine kleinen Dinge.»
Ich denke, es hängt ab von der Persönlichkeit eines Menschen, ob man Gelegenheiten beim Schopf packt oder halt lieber sitzen bleibt und Fernsehen guckt.
Auch was Alex’ beruflichen Werdegang anbelangt, gab es keine wegweisenden Personen in seinem Umfeld. «Ich war nicht oft in der Schule, ich hatte weder mit Eltern noch mit Großeltern viel zu tun. Ich war es einfach immer gewohnt, Dinge allein zu machen. Natürlich habe ich meinen Bruder und wir arbeiten beide hart, um etwas zu erreichen», erzählt er. «Es war eher das Fehlen gewisser Leute, das mich inspiriert hat, meinen Weg zu gehen: Irgendwann bist du alt genug zu verstehen, dass es nur an dir liegt, was du mit deinem Leben anfängst.» Er nimmt einen großen Schluck Kaffee und schaut aus dem Fenster.
«Manche Menschen sind einfach mit dem zufrieden, was sie haben.» Und er erzählt liebevoll von seinem Vater, der mit einem Bier und dem richtigen Buch in der Hand keinen einzigen Grund mehr gesehen habe, je seinen Sessel zu verlassen. Dass weder das eine noch das andere richtig oder falsch ist, steht für Alex fest: «Es geht doch nur darum, was jedem lieber ist.»
Ähnlich pragmatisch beschreibt er seinen Erfolg: «Wenn man früh zu arbeiten beginnt, so wie ich, stellt sich eine gewisse Zielstrebigkeit automatisch ein.» Als Schüler war er sich dessen nicht bewusst, das Leben passierte einfach. «Wenn man weder besonders sportlich noch besonders schlau ist, landet man einfach in der Kunstklasse.»
Nach der Schule wollte er eigentlich «etwas mit Mode» machen, wurde aber nirgends genommen, schlug sich daraufhin mit einem schlecht bezahlten Job herum und lebte auf dem Land. «Das war alles nicht das, was ich wollte – ich hasste es», sagt er und rümpft dabei die Nase. Also zog er nach London und fing an, Schmuck zu machen. «Ich hatte immer schon geschickte Hände und interessierte mich für Mode, und da war das naheliegend.» Er schmunzelt. «Das war also alles kein ausgetüftelter Karriereplan.
Aber ich mag es, wie es jetzt ist.» Das ist auch ein Grund dafür, warum die Marke Alex Monroe nichts werden soll, was sie nicht schon ist. Seine Arbeit soll nicht Mittel zum Zweck sein, sondern der Zweck selbst. «Wenn ich etwas anderes machen wollen würde, dann würde ich das tun. Aber das hier und jetzt ist es, was ich machen, will: ein Schmuckdesigner sein.
Ich finde die Herausforderung größer und wichtiger, etwas ein Leben lang gut zu machen anstatt nur für eine kurze Zeit erfolgreich zu sein, um dann zu expandieren und mehr Geld zu verdienen.»
Spricht’s und fährt sich schmunzelnd über den Schnurrbart.