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Sabater Hnos. – Ein Leben im Zeichen der Seife

Marke: Sabater Hnos. Markenmacher: Martin, Eliana & Sebastián Sabater

Marke: Sabater Hnos.

Markenmacher: Martin, Eliana & Sebastián Sabater

Etwas hat die Geschwister Sabater von klein auf verbunden: Sie rochen nach Seife. Heute stellen die Argentinier selbst Seife her – und sind damit ausserordentlich erfolgreich.

Dieser Duft!

Es ist eine Mischung aus aromatisch, fruchtig und sauber, die Besuchern der Sabater Hnos. in Buenos Aires schon auf dem Gehsteig entgegenschlägt. Wie ein Seifenladen eben riecht? «Ich würde unseren Laden aus Hunderten herausriechen», sagt Martin Sabater, einer der Gründer und Geschäftsführer des Familienbetriebs. Der schmale Raum ist wie ein Gemüseladen gestaltet: Rechts und links die Auslage in Holzkisten, doch statt Äpfel oder Avocados liegen in den Kisten bunte und wohlriechende Seifen in verschiedensten Formen. Schon als Kinder rochen die Geschwister Sabater immer wie frisch gewaschen, denn der Vater stellte zu Hause Seife her. Gelernt hatte er das wiederum von seinem Vater. Nach dem Abschluss der Schule suchten die Geschwister zunächst jedes für sich nach einer eigenen Lebensaufgabe. Martin fuhr professionell BMX und gründete einen Cateringservice, Eliana studierte Geografie und Sebastián hatte schon an der Schule eine technische Ausbildung genossen.

Am Ende einte aber alle drei die Seife – und so gründeten sie im Jahr 2002 das Unternehmen Hermanos Sabater.

Willst du mit mir baden?

Schnell wurde der kleine Laden im Stadtteil Palermo zu einem Publikumsmagneten. Tennisbälle, Katzen, Buchstaben, Konfetti, Herzen – hier gibt es einfach alles aus Seife. Dazwischen findet man auch gelbe Seifenstücke, auf denen steht: «Wäscht nicht das Gewissen.» Eine rote Seife fragt: «Willst du mit mir baden?» Selbst für Metal-Fans ist etwas dabei: Auf einer quadratischen schwarzen Seife ist der Schriftzug Black Sabater zu lesen. Und die Golfbälle sehen so täuschend echt aus, dass sich Vater Sabater manchmal einen Scherz erlaubt: Er schmuggelt einen der Seifenbälle auf den Platz und jubelt ihn kurz vor dem Abschlag seinem Gegner unter.

Das vielleicht emblematischste Produkt sind jedoch die feinen Seifenblättchen, die wie Rosenblätter geformt sind. Ein Blatt reicht für eine Handwäsche. «Manche stellen sie auch in einem Schälchen in den Kleiderschrank oder zur Dekoration ins Regal im Bad», sagt Martin.

Qualität heisst für mich auch, dass das Team zufrieden ist.

Es ist Montagmorgen, acht Uhr dreissig in Buenos Aires, und alles steht bereit für die Seifenproduktion.

Charly, Matilde und Ageda sind schon da; sie tragen Kittel und weisse Hauben wie im Operationssaal. Alles ist blitzblank sauber, die Wände sind mit wasserfester Farbe türkis angemalt. Martin begrüsst die Angestellten mit einer Umarmung: «Sie sind so etwas wie Familienangehörige für mich.» Wie zum Beispiel Ageda, die seit 26 Jahren für die Familie Sabater arbeitet – zuerst als Hausmädchen, dann in der Fabrik. Als diese einmal in Finanzschwierigkeiten war, bot Ageda Martin an, mit Geld auszuhelfen. «Ich weiss, dass ich hier auf alle zählen kann», sagt er: «Eine Marke funktioniert nicht ohne ein gutes Produkt. Aber Qualität heißt für mich auch, dass das Team zufrieden ist.» Hinten im Raum steht ein grosser Behälter, in dem die jaboneros, die Seifenmacher, das flüssige Aroma über den bröseligen Seifengrundstoff schütten und einwirken lassen. Den parfümierten Seifengrundstoff, der ein wenig wie öliges Popcorn aussieht, giesst Matilde anschließend in einen überdimensionalen Fleischwolf. Dieser mischt den Grundstoff mit Farben und Ölen zu einer einheitlichen Masse. Was der Seifenwolf dann wieder ausspuckt, erinnert an grob geriebenen Parmesan. Eine weitere Maschine komprimiert die Seifenmasse zunächst zu einem dicken Strang und im nächsten Arbeitsschritt zu Blöcken, die Matilde anschliessend in Quadrate schneidet. Pffft, macht die Maschine, mit der Charly am Schluss das Logo der Hermanos Sabater in die Seife presst. Pffft. Nach zwei Tagen Trocknen können die neuen, weißen Jasminseifen ausgeliefert werden.

Wunderseife gibt es nicht

Man dürfe von Seife keine Wunder erwarten, sagt Martin Sabater. «Wir können noble Zutaten verwenden, umweltfreundlich produzieren und den pH-Wert niedrig halten», erklärt er. «Aber wenn uns Kunden fragen, ob unsere Seifen aphrodisierend sind oder gegen Depressionen wirken: Nein, das können sie nicht.»

Ehrlichkeit dringt aus allem, was der Seifenfabrikant sagt. Er zeigt uns auch den Dachboden des Gebäudes, obwohl es ihm unangenehm ist, weil es dort aussehe «wie auf einem Flohmarkt nach einem Tsunami». Er erzählt, dass die Geschwister anfangs kaum genug Geld zum Essen hatten, geschweige denn für den Sprit, um die Seifen auszuliefern. Er gibt sogar zu, dass die Geschwister nicht alle seine Seifendesigns mögen: «So schaffte es zwar die Seife mit dem Spruch «Zu zweit zu benutzen!» in den Laden; diejenige jedoch, auf der ein Gebrauch zu dritt empfohlen wurde, kam nicht in den Verkauf. Die Hermanos Sabater haben auch schon für das renommierte Teatro Colón Seifen produziert, für Apple, Skyteam, Sofitel, Fox Lateinamerika oder auch für Time Out und MetLife. Längst haben die Geschwister Filialen in Spanien, Griechenland und Italien eröffnet. Eliana Sabater leitet den Laden in Barcelona und die dortige Produktion. Tim Robbins, Susan Sarandon, Francis Ford Coppola, Ian Brody – die Liste der prominenten Kunden ist lang. Doch Martin nennt diese Namen nur widerwillig: «Jeder Kunde findet etwas bei uns: Wer für drei Dollar ein Herz für seine Frau kauft genauso wie jemand, der mit seinem Geld den ganzen Laden kaufen könnte.» In einem anderen Gebäude, gegenüber dem Friedhof von Chacarita, auf dem auch der berühmte Tangosänger Carlos Gardel begraben ist, hat Martin sein Labor. In einem kleinen Kämmerchen experimentiert er hier mit Essenzen und Aromen.

Die Zukunft der Seife liege in der Parfümierung, so seine Überzeugung: «Weniger Farbe, mehr Nase.» Vor dem boomenden Flüssigseifenmarkt hat er keine Angst: «Das macht uns nur noch einzigartiger.»

  • Übersetzung: Tessa Pfenninger
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