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Katrin ten Eikelder – von New York nach Berlin

Marke: The Knots Markenmacher: Katrin ten Eikelder

Marke: The Knots

Markenmacher: Katrin ten Eikelder

Katrin ten Eikelder hat aus ihrer Leidenschaft für Textilien eine Geschäftsidee gemacht. Sie haucht alten, handgefertigten Orientteppichen mit viel Sonne und Farbe neues Leben ein und kreiert so moderne Lifestyle-Stücke mit Beständigkeit.

Berlin-Mitte, ein Altbau in der Torstrasse 98. Im ersten Stock öffnet eine junge Frau in weisser Bluse, grauen Jeans und Turnschuhen mit einem strahlenden Lächeln die Tür.

Katrin ten Eikelder führt in ihr Büro, das gleichzeitig auch als Showroom dient. Auf dem Boden liegen mehrere Orientteppiche in leuchtenden Farben übereinander: Lila, Rot, Hellblau, Beige. An den weissen Wänden hängen grosse Hanfteppiche, auch sie in leuchtenden Farben. Darunter liegen, zu Paketen gefaltet, noch verschnürte Teppiche sowie weiche Decken und Kissen.

Türkis und helle Blautöne bestimmen das Bild. «Die mag ich besonders», sagt Katrin ten Eikelder. Auch ihre Kunden bevorzugen helle Töne: Hellblau und Silberblau gehören zu den Topsellern von The Knots.

Das Gefühl für Textiles in der DNA

Nur auf den ersten Blick erscheint es ungewöhnlich, dass eine 32-Jährige Teppiche verkauft. Bei näherer Betrachtung sind die Idee hinter der Marke und ihre Umsetzung so modern und zeitlos schön wie ihre Macherin. Die Leidenschaft für Textilien hat die gebürtige Kölnerin schon in die Wiege gelegt bekommen. Ihr Vater ist Teppichhändler und Gutachter für Orientteppiche – ein Gefühl für Textiles und den Wert von Handarbeit hat Katrin ten Eikelder sozusagen schon in der DNA. Trotzdem, sagt sie, sei es eigentlich nie eine Option gewesen, in den Familienbetrieb einzusteigen. Stattdessen studierte sie in Köln und Mailand BWL mit Schwerpunkt Mode. Danach arbeitete sie drei Jahre bei Hugo Boss im Business Development und erfüllte sich ihren Lebenstraum: Sie wurde in die amerikanische Tochtergesellschaft nach New York geschickt, ihre Traumstadt.

In New York stolperte sie immer wieder über Orientteppiche, die in Bars und Restaurants auslagen. «Sie waren sehr cool inszeniert und sind mir sofort ins Auge gestochen», erzählt Katrin. Sie fragte sich, was man aus den Orienteppichen, die es auf dem Markt gibt, machen könnte. «Dann kam Ende Februar 2014 die Idee und hat mich nicht mehr losgelassen», sagt Katrin ten Eikelder. Im April kündigte sie ihren Job und wusste, dass sie damit auch ihren Traum vom Leben in New York aufgab.

Die Herkunft des Teppichs erkennt man am Muster

Mit 12 000 Euro Startkapital ging sie nach Berlin und gründete The Knots. Sie reiste mit ihrem Vater in die Türkei. Er hatte die richtigen Kontakte und brachte seiner Tochter das Know-how bei. «Er war eine grosse Hilfe und hat mir Sicherheit gegeben», sagt Katrin. Knotenzahl, Muster, Zustand, die Qualität der Wolle – das alles sind wichtige Punkte, um die Qualität jedes Teppichs zu überprüfen.

Wichtig ist der erste Eindruck: Passt es oder passt es nicht? Das ist auch subjektiv und eine Geschmacksfrage

Sie bezieht ihre Teppiche hauptsächlich aus Kerman und Täbris im Iran sowie aus Mittel- und Südanatolien in der Türkei. «Das sind traditionelle Teppichregionen, aber dort gefallen mir die Muster und die Art der Teppiche am besten», sagt sie. Jeder Teppich erzählt eine Geschichte, und man kann allein am Muster erkennen, wo er geknüpft wurde.

Aus Alt entstehen neue Unikate

Katrin ten Eikelder arbeitet mittlerweile mit fünf Produzenten im Iran und der Türkei zusammen. Die suchen die Rohlinge aus, alte Vintage-Stücke, die zwischen 60 und 80 Jahre alt sind und auch in Privathäusern zu finden sind. Alle zwei bis drei Monate reist Katrin in die Türkei und in den Iran, um die Teppiche zu inspizieren. «Sie kommen entweder im Originalzustand mit nach Deutschland, weil sie auch ungefärbt schön sind, oder sie werden noch vor Ort bearbeitet, weil ich weiss, dass sie durch die Bearbeitung noch schöner werden.»

$Dafür werden die Teppiche zuerst für ein bis zwei Monate in die Sonne zum Bleichen gelegt. Dann werden sie gewaschen, geschoren und in einem letzten Schritt eingefärbt. So entsteht ein neues, modernes Produkt – jedes ein Unikat.

Den Teppichen wird so ein zweites Leben eingehaucht. Ihre Kunden schätzen die qualitativ hochwertigen, nachhaltigen und vor allem individuellen Produkte. Die Post-Ikea-Generation, Singles und junge Paare zwischen 30 und 40 Jahren, die Spass an Design und besonderen Stücken haben, kaufen ihre Unikate. «Aber ich habe auch schon eine 84-jährige Kundin gehabt», sagt Katrin ten Eikelder. Geschmack ist eben keine Altersfrage. Verkauft wird primär über den Online-Shop, aber auch aus dem Showroom heraus und über Handelspartner in Schottland, Berlin, Köln und Wien.

Mein Ziel war es, den verstaubten Charakter rauszunehmen und zu zeigen, dass das Produkt sehr jung sein kann

Der Erfolg gibt ihr Recht. Mittlerweile verkauft sie etwa 15 Teppiche pro Monat – neben Vintage-Orientteppichen auch Hanf- und Berberteppiche sowie Vintage-Kelims. Decken und Kissen sind neu im Sortiment. In Zukunft möchte Katrin ten Eikelder, die neben einer freien Mitarbeiterin und ihren Produzenten alles in Eigenregie organisiert, ein Team aufbauen und ihre Marke ausbauen.

Warum alles mit New York verknüpft ist

Vielleicht geht es dann irgendwann auch wieder zurück nach New York. Denn die Stadt ist immer noch ein wichtiger Teil von The Knots. «Es ist eine emotionale Verbindung, denn dort liegt der Ursprung – und der rote Faden ist die Namensgebung», sagt Katrin. Jeder Teppich trägt einen Namen mit New-York-Bezug. Auf ihrem Schreibtisch liegen ein Stadt- und U-Bahn-Plan von New York sowie die Getränkekarte ihrer Lieblingsbar im Big Apple. Dort findet sie die Namen für ihre neuesten Kollektionen: Brooklyn Bridge, L-Train, Harlem oder Hemingway’s Cats.

  • Bilder: Henning Bock
  • Text: Amira Sayed El Ahl
  • Übersetzung: Tessa Pfenninger
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